Wenn die Windenergie-Ausbaupläne unserer Regierung wie geplant umgesetzt werden, wird es naturbelassene Wälder demnächst nur noch im Ausland geben

Neue Untersuchung: Windkraftwerke im Wald – Bewertung und Alternativen

Die Reduktion der CO2-Emissionen und der Aufbau einer umfassenden regenerativen Energieversorgung sind zentrale Aufgaben in den nächsten Jahren.

Das UPI – Umwelt- und Prognose-Institut Heidelberg untersuchte deshalb in dem Projekt „Windkraftwerke im Wald – Bewertung und Alternativen“ die Auswirkungen des Plans der Landesregierung Baden-Württemberg, in den nächsten Jahren rund 500 große Windkraftwerke in Wäldern zu bauen.

Da Windkraftwerke im Wald im Gegensatz zu Standorten auf landwirtschaftlichen Flächen oder in der Nähe von Verkehrsinfrastruktur einen erheblichen Eingriff in Ökosysteme verursachen, wurden zehn Alternativen zu Windkraftwerken im Wald untersucht.

Die Studie ergab, dass es zahlreiche Möglichkeiten zur CO2-Reduktion gibt, die effektiver und teilweise schneller zu realisieren wären als Windkraftwerke im Wald und die keine negativen ökologischen Auswirkungen hätten.

 

Beispiele aus der Studie:

Die in Norddeutschland wegen fehlender Stromleitungen abgeregelte Windstrommenge ist inzwischen doppelt so viel, wie 500 große Windkraftwerke in Süddeutschland im Wald erzeugen könnten. (Kapitel 6.6)

Würde das vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg ausgegebene, aber ins Stocken geratene Ziel einer Reduktion des Kraftfahrzeugverkehrs bis 2030 um 20 % langfristig nur zur Hälfte umgesetzt, würde es die CO2-Emissionen Baden-Württembergs um 2.200.000 t pro Jahr verringern. Dies ist so viel wie die Differenz von 3.000 Windkraftwerken auf bewaldeten Höhen statt auf unbewaldeten Standorten in der Ebene. (Kapitel 6.4)

Das Hauptwachstumssegment bei den PKW-Neuzulassungen sind heute SUVs und Geländewagen. Allein die dadurch im Vergleich zu normalen PKW verursachte Mehremission an CO2 in Deutschland kompensiert inzwischen vollständig die CO2-Einsparung durch alle 2.270 Windenergieanlagen im Wald in allen Bundesländern, mit steigender Tendenz. (Kapitel 6.4)

Der Boden ist ein wichtiger Kohlenstoffspeicher. Würde der Kohlenstoffgehalt im Waldboden Baden-Württembergs durch eine geänderte Forstwirtschaft nur um relativ 0,2 % pro Jahr erhöht werden, würde dies der Atmosphäre 1 Million Tonnen CO2 pro Jahr entziehen. Dies entspräche der Differenz von 1.400 Windkraftwerken auf bewaldeten Höhen im Vergleich zu Standorten in der Ebene, fast dreimal so viel, wie die Landesregierung in Wäldern bauen will. (Kapitel 6.8)

Im Koalitionsvertrag 2021-2026 definierten GRÜNE und CDU Baden-Württemberg das Ziel, den Anteil des Ökolandbaus bis zum Jahr 2030 auf 30 bis 40 Prozent zu erhöhen. Würde dieses Ziel umgesetzt, würde es zu einer jährlichen Reduktion der CO2-Emissionen um 270.000 t führen. Dies entspräche der Berg-Ebene-Differenz von 380 Windkraftwerken. (Kapitel 6.8)

Eine im Koalitionsvertrag der Bundesregierung beschlossene, aber bisher nicht umgesetzte Reduzierung der umweltschädlichen Subventionen des Staates nur um ein Viertel würde die CO2-Emissionen so stark verringern wie 5.500 Windkraftwerke im Wald an CO2 einsparen könnten oder so viel wie die Berg-Ebene-Differenz von 35.000 Windkraftwerken. (Kapitel 6.7)

Insgesamt würde die Realisierung der untersuchten Maßnahmen die CO2-Emissionen allein in Baden-Württemberg mehr als 50mal so stark reduzieren wie der Plan der Landesregierung zum Bau von 500 Windkraftwerken im Wald an Stelle naturverträglicherer Standorte. (Kapitel 8) Die Maßnahmen wurden zum Teil am Beispiel Baden-Württembergs berechnet, sie sind aber auch auf andere Bundesländer übertragbar.

Das UPI-Institut spricht sich aufgrund der Ergebnisse der Untersuchung deshalb für den Bau von Windkraftwerken außerhalb von Wald und Schutzgebieten aus. Dafür stehen über 23.000 Potenzialflächen mit geringem Raumwiderstand in Deutschland zur Verfügung. Diese liegen fast vollständig außerhalb von Waldgebieten. Dadurch könnte der gesamte zukünftige Strombedarf Deutschlands naturverträglich und weitgehend außerhalb von Wald- und Schutzgebieten regenerativ erzeugt werden. (Kapitel 7.2)

Das UPI-Institut kritisiert, dass die Möglichkeiten zur raumverträglichen Nutzung von Windenergie in der Politik der Länder Baden-Württemberg, Hessen und Bayern im Gegensatz zu anderen Bundesländern wie z.B. Rheinland-Pfalz und Niedersachsen zu wenig beachtet werden. (Kapitel 7.2)

 

Den UPI-Bericht „Windkraftwerke im Wald – Bewertung und Alternativen“ (März 2023) haben wir unten auf dieser Seite für Sie zum Download hinterlegt, einfach auf den grünen Button klicken. Herzlichen Dank an das UPI-Institut Heidelberg.