Strompreiserhöhung: Strompreisentwicklung in Deutschland 2000 bis 2022 (Darstellung von Tech For Future)
Im Jahr 2000 vor Beginn der Energiewende zahlten Privatverbraucher noch 13,9 Cent pro kWh Strom. Der deutsche Strompreis hat sich in 20 Jahren mehr als verdoppelt.

Wissenschaftsjournalist Jean Pütz zur Energiepolitik: „Der Vernunft eine Chance“

Das Kartenhaus der auf den Launen des Windes gebauten deutschen Energiepolitik fällt immer mehr in sich zusammen. Die Querelen um die EU-Taxonomie machen es offensichtlich: Die Energiewende made in Germany ist kein politischer Exportschlager, im Gegenteil. Kein Land folgt dem deutschen Weg. Die Industrienation Deutschland macht sich zunehmend abhängig vom Ausland und vom Wetter, unsere Natur und Wälder werden durch die Windindustrie zerstört, immer mehr Menschen leiden unter von Windanlagen ausgehendem Schall und Infraschall, die Energiepreise steigen und steigen. Deutschland hat die teuersten Strompreise der Welt, auch die in Aussicht gestellte Abschaffung der EEG-Umlage wird daran nichts ändern.

Im Ausland setzt man auf wissenschaftsbasierte Ansätze und Klimaschutz durch Technologie, wie ein bemerkenswertes Interview (WELT vom 8.1.2022) mit dem Fraktionschef der finnischen Grünen zeigt. Das Interview haben wir weiter unten für Sie hinterlegt, einfach auf das grüne Feld klicken.

Der Wissenschaftsjournalist Jean Pütz hat in den ersten Tagen des neuen Jahres 2022 sehr lesenswerte Beiträge zur deutschen Energiepolitik verfasst. Wissenschaftlich fundiert, für jedermann verständlich. Wir empfehlen die Lektüre seiner Texte, auf dieser Seite haben wir sie verlinkt und gebündelt.

Gedanken zum Jahresanfang 2022

 

Hat Deutschland die Bodenhaftung verloren, Nebenwirkungen und Risiken werden verdrängt, Naturgesetze außer Kraft gesetzt.

Auch die neue Regierung setzt auf Wunschdenken in der Energiepolitik. Das möchte ich nicht nur der Kernenergie anhängen, sondern die generelle Bereitschaft zum Risiko der Deutschen scheint gestört zu sein. Um diese richtig einzuschätzen, bedarf es einiger minimaler Kenntnisse der Naturwissenschaft, der Soziologie und der Politik.

So bleibt mir nur der Wunsch, dass unsere freie Demokratie in der Lage ist, fundamentale Probleme überhaupt zu lösen. Das gilt ganz besonders für Klimaprobleme nicht nur in Deutschland, sondern der ganzen Welt.

Fast alles lässt sich versichern, aber eine fehlgeleitete Vernunft nicht. So ist es kein Wunder, dass Verschwörungstheorien und Populismus die deutsche Demokratie immer mehr in Bedrängnis bringen. Fukushima z.B. und die Folgen des Tsunamis hatten nichts mit einem generellen Versagen der Kernenergie-Technologie zu tun. Aber die anfangs kleine Gruppe der deutschen Kernkraftgegner und die damaligen Landtagswahlen in Baden-Württemberg beeinflussten die Kanzlerin Angela Merkel zu der verhängnisvollen Entscheidung, die Kernkraft viel zu früh aus Deutschland zu verbannen, obwohl sie es als Doktor der Physik hätte besser wissen müssen. Jetzt wagt es kein Politiker mehr, diese Entscheidung zu korrigieren. Gleichzeitig wird behauptet, die Kernenergie sei viel zu teuer und verschweigt damit, dass der deutschen Volkswirtschaft und auch der Klimarettung durch die vorzeitige Abschaltung Hunderte von Milliarden Euros verloren gegangen sind und gehen werden bis weit in die Zukunft.

Noch einmal deutlich gesagt: Ich persönlich war immer dagegen, in Deutschland neue Kernkraftwerke zu errichten, sah sie jedoch als Übergangstechnologie zur sich abzeichnenden Möglichkeit zur Fusion. Aber die existierenden deutschen Atommeiler, als die sichersten der Welt, hätten wenigstens mit dafür sorgen können, das Geld für den Abbau zu verdienen. Stattdessen konnten sich die betreibenden EVUs von jeglicher Verantwortung freikaufen, indem sie 21 Milliarden Euros in einen staatlichen Fond investierten, obwohl jeder wusste, dass der Rückbau Hunderte von Milliarden kosten kann. Sicherheit vor Strahlenverseuchung wurde nicht gewonnen, denn die nur teilweise abgebrannten Brennelemente lagern jetzt in Castorbehältern auf dem Gelände der ehemaligen Atomzentralen, jedem noch so minimalen Terror-Angriff ausgesetzt. Bei der Suche nach einer endgültigen Endlagerstätte gilt nur noch das Prinzip Hoffnung, bisher ist es keiner Kommission gelungen auch nur den Ansatz einer zukünftigen Endlagerstätte zu finden.

Das spricht nicht generell gegen die Nutzung der Kernenergie, denn diese abgebrannten Brennstäbe können aufbereitet werden und liefern für neue sicherere Reaktortypen wertvolle energiestrotzende Rohstoffe. Außerdem sind bisher so viele abgebrannte Brennstäbe aus der Vergangenheit in diesen Castorbehältern gelagert, dass im Weiterbetrieb der Reaktoren nur unwesentlich mehr dazu gekommen wären.

Wie der Strom aus den abgeschalteten Atomkraftwerken ersetzt werden soll, ist ein Geheimnis der Regierung und der Kernkraftgegner, die allerdings in den meisten Staaten der Welt auf wenig Resonanz stoßen. Dieser deutsche Alleingang wird uns noch teuer zu stehen kommen, denn wenn mehr Strom nachgefragt wird als geliefert werden kann, bricht das gesamte europäische Netz zusammen. Die einzige Möglichkeit dieses zu verhindern, sind auf mittlere Sicht mit Erdgas betriebene dezentrale Heizkraftwerke, die in der Lage sind, die bei der Produktion von Strom entstehende Abwärme zur Versorgung von Industrie, Büros und Wohnhäusern CO2-sparend zu nutzen. Das Problem ist jedoch, dass dazu überhaupt noch keine konkreten Pläne existieren.

 

Zur Untermauerung meiner Thesen öffnen Sie bitte folgende Links (Texte siehe weiter unten):

https://jean-puetz.net/richtigstellung-eines-berichtes-in-der-tagesschau-zur-einstellung-von-drei-der-letzten-sechs-kernkraftwerke-in-deutschland-zum-jahresende-2021

https://jean-puetz.net/wird-deutschland-in-der-stromversorgung-zum-entwicklungsland

https://jean-puetz.net/ein-bedeutender-professor-der-physik-kritisiert-die-derzeit-existieren-plaene-die-deutsche-energieversorgung-auf-regenerativ-umzustellen

 

Jean Pütz

Richtigstellung eines Berichts in der Tagesschau zur Einstellung von drei der letzten sechs Kernkraftwerke in Deutschland zum Jahresende 2021

 

Meine persönliche Bemerkung:

Professor Dr. Sigismund Kobe ist als Professor der Physik einer der führenden Fachleute auf dem Gebiet der Versorgung Deutschlands mit sicherer Energie. Prof. Kobe hat mich auf einen fundamentalen Fehler aufmerksam gemacht, der sogar in der renommierten Tagesschau der ARD am 26.12.2021 zunächst ohne Widerspruch und Korrektur ausgestrahlt wurde. Offenbar ist das von dem Fernseh-Publikum geglaubt worden, sonst wären sie auf die Barrikaden gestiegen. Das ist das große Problem der heutigen Energiepolitik, ein Populismus mit unerträglichem Wunschdenken hat in Deutschland die öffentliche Meinung erfasst. Weil nur wenige Menschen die Zusammenhänge naturwissenschaftlicher Gesetze deuten können, entstehen große Gefahren für die deutsche technische Kultur, auf der unser Wohlstand beruht.

‚Denke ich an Deutschland in der Nacht, so werde ich um den Schlaf gebracht‘ (Heinrich Heine). Gott sei Dank gibt es einige warnende Fachleute, die noch den Überblick bewahren, aber derzeit wenig Resonanz bei Politikern finden.

Der erste langfristige Blackout in Versorgung mit elektrischer Energie steht bevor, weil sich die Politik im Wunschdenken verloren hat. Das sagen nicht nur Pessimisten.

Ich weiß, längere Texte werden heute nicht mehr gelesen, aber diesmal lohnt es sich besonders um Unheil vom deutschen Volk abzuwenden.

Jean Pütz

 

(Sigismund Kobe) – In dem Beitrag stellt Tagesschau folgende Behauptung auf:

„Rein rechnerisch entspricht die installierte Leistung der jetzt abzuschaltenden Blöcke der von 1.000 Windrädern.“

Mit dem Vergleich von Äpfeln mit Birnen, hier der installierten Leistung von Kernkraftwerken mit der installierten Leistung von Windenergieanlagen, soll offenbar dem Leser/Zuhörer vermittelt werden, man könne die Abschaltung von drei KKW zum Jahresende durch die Errichtung von nur 1.000 Windrädern kompensieren.

 

Die Wahrheit sieht aber so aus:

Die Grafik vom ISE Fraunhofer-Institut Freiburg zeigt den Jahresertrag 2021 (bis zum 28.12.) von Elektroenergie:

6 KKW (links, rot)                             = 64,83 TWh

ca. 30.000 WEA onshore (rechts) = 87,63 TWh

 

Damit ergibt sich folgende Abschätzung:

Jahresertrag von 3 KKW:               ca. 30 TWh

Jahresertrag von 1.000 WEA:        ca. 3 TWh

Rein rechnerisch benötigt man also nicht 1.000, sondern 10.000 Windenergieanlagen.

 

Dieser Vergleich bezieht sich allerdings nur auf die Jahresbilanz, d.h. auf die jeweils jahreskumulierten Stromerträge.

Um die volatile Erzeugung der Windenergieanlagen zu kompensieren, benötigt man zusätzlich Großspeicher.

Wir haben als Großspeicher in Deutschland nur Pumpspeicherwerke zur Verfügung. Sämtliche Pumpspeicherwerke lieferten 2021 ca. 10 TWh. Dies entspricht auch etwa der benötigten Speicherkapazität, um die durch 10.000 Windenergieanlagen erzeugte Elektroenergie verbrauchergerecht (so wie die Kernkraftwerke es bisher geschafft haben) bereitzustellen.

 

Fazit: Um allein drei Kernkraftwerke durch Onshore-WEA zu substituieren, werden zu den 30.000 vorhandenen noch weitere 10.000 Windenergieanlagen benötigt. Dies ALLEIN reicht aber nicht aus: Zusätzlich müsste nur für diese 3 KKW auch der Gesamtbestand an Pumpspeicherwerken in Deutschland verdoppelt werden.

 

Mit freundlichen Grüßen

Sigismund Kobe
(Prof. em. S. Kobe, TU Dresden)

 

4. Januar 2022

https://jean-puetz.net/richtigstellung-eines-berichtes-in-der-tagesschau-zur-einstellung-von-drei-der-letzten-sechs-kernkraftwerke-in-deutschland-zum-jahresende-2021

Wird Deutschland in der Stromversorgung zum Entwicklungsland?

 

Prof. Dr.-Ing. Harald Schwarz ist Lehrstuhlinhaber an der BTU Cottbus-Senftenberg und einer der profiliertesten Fachleute und Spezialisten für die sichere Versorgung und Verteilung ganz Europas mit elektrischer Energie. Er hat der Deutschen Welle ein beachtenswertes Interview zu den Gefahren gegeben, die dem deutschen Verteilungsnetz zur Versorgung mit Elektrizität drohen – insbesondere, wenn jetzt alle Kern- und Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Selbst im Status quo sind wir in der letzten Zeit ganz nah an einem gefährlichen Blackout vorbeigeschrammt, denn bei Übernahme der Versorgungslücken durch regenerativen Photovoltaik-Strom und Wind-Energie gibt es ein physikalisches und nicht wegzudiskutierendes Problem, es fehlen effiziente Stromspeicher-Anlagen. Derzeit verfügt Deutschland über eine Speicherreserve, die höchstens für eine Stunde Stromversorgung reicht.

Dieses Interview sollten sich alle verantwortlichen Politiker anhören, die geschworen haben, Unheil vom Deutschen Volk abzuwenden. Es enthüllt alle, die wider besseren Wissens auf Wolkenkuckucksheime setzen. Auch das engverzweigte europäische Hochspannungsnetz – und das ist einer seiner Hauptaussagen am Beispiel konkreter Ereignisse – kann das Problem nicht lösen. Später kann niemand mehr sagen, er hätte es nicht gewusst. Wo bleibt da die Verantwortung der Politik für das Ganze? Es geht dabei nicht um einen Blackout für ein oder zwei Stunden sondern um mehrere Tage, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wer weiß, welch große Bedeutung die Kontinuität der Stromversorgung für unsere Volkswirtschaft hat, kann sich den teilweise nicht reparierbaren Schaden für unsere gesamte Gesellschaft nicht vorstellen.

Hier der Link zu dem empfehlenswerten Video. Es kann jedem Politiker und interessiertem Bürger die Notwendigkeit und bei Nichtbeachtung die drohenden Gefahren plastisch vor Augen führen.

Jean Pütz

 

4. Januar 2022

https://jean-puetz.net/wird-deutschland-in-der-stromversorgung-zum-entwicklungsland

Ein bedeutender Professor der Physik kritisiert die derzeit existierenden Pläne, die deutsche Energieversorgung auf regenerativ umzustellen

 

Lieber Jean,

danke, dass Du wieder aktiv wirst.

Das Grundproblem ist doch der Glaube (das Wunschdenken, die Vision), dass es physikalisch und ingenieurwissenschaftlich möglich sei, die Bereitstellung von Elektroenergie, die bisher durch Kohle- und Kernkraftwerke garantiert wurde, in Zukunft ausschließlich durch volatile Erzeuger (Wind und PV) zu sichern. Auf diesem Glauben beruht „der deutsche Weg“ zur global erforderlichen Lösung der Klimaproblematik.

Wir wollen zeigen, dass es geht und dann die ganze Welt Deutschland folgen wird. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen. Wenn man sich aber als Vorreiter aufspielt, sollte man sich ab und zu mal umdrehen, um sich zu überzeugen ob überhaupt jemand dem Vorreiter folgt.

Und genau das passiert jetzt mit der Taxonomie der EU. Niemand folgt! Man prüft weltweit technologieoffen ob es andere Wege gibt, Elektroenergie CO2-frei herzustellen, die nicht die Nachteile der bisherigen KKW (Kernschmelze, radioaktive Rückstände) aufweisen. Macron legt ein Programm mit 1 Mrd. EUR auf dafür.

Und was macht Deutschland? Beharrt auf einem Weg, der weder physikalisch noch ingenieurwissenschaftlich noch ökonomisch evaluiert wurde, setzt ausschließlich auf ein falsches Pferd und lässt noch nicht einmal zu, nachzudenken und nachzuprüfen. Die Öffentlich-Rechtlichen folgen brav und verbreiten FAKE News, Tagesschau und Prof. Lesch.

Ich habe die meisten Studien und Szenarien, auf die sich die Regierung und die GRÜNEN berufen (je Hunderte von Seiten, die meist blabla sind und bei denen die entscheidenden Punkte erst z.B. ab S. 121 und später sichtbar werden oder noch tiefer in „Simulationen“ versteckt werden) auf Konsistenz mit physikalischen Gesetzen geprüft.

Sie können alle in die Tonne. ALLE verletzen ein einfaches physikalisches Gesetz: Erster Kirchhoffscher Satz (Knotensatz) der Elektrodynamik oder allgemeiner: Die Kontinuitätsgleichung bei Strömen aller Art.

Stattdessen rechnet man mit Mittelwerten und gaukelt den Auftraggebern der Studien vor: 100 % Erneuerbare seien möglich. Weil der Knotensatz verletzt wird, ist es eben nicht möglich, unbegrenzt volatile EE in das Netz einzuspeichern. Denn es gibt instantan keine Verbraucher! Selbst bisherige Speichertechnologien (das sind in diesem Sinn auch Verbraucher) sind nicht in der Lage, den enormen Leistungsschwankungen volatiler EE instantan zu folgen.

Meine Suche nach Erzeugern von grünem Wasserstoff in Deutschland blieb bisher erfolglos. Ich behaupte, es gibt keine Anlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff mit Leistungen über 1 Megawatt. Fragt man die Produzenten nach den Details, erhält man keine Antwort. Wie grüner Wasserstoff in Deutschland produziert wird, ist eines der bestgehütetsten Geheimnisse der Produzenten. Sie benutzen m.E. „grünen Bilanzstrom“ aus dem Netz und verschweigen dies. Greenwashing sagt man dazu.

Das nur prinzipiell: Zur Frage „Endlager“ noch eine kleine Bemerkung. Dieser Begriff wurde von Ideologen erfunden. Wir brauchen keine Endlager für Millionen von Jahren. Die Rückstände sind wertvolle Rohstoffe. In ihnen sind gigantische Mengen von Energie gespeichert, nur wenige Prozent wurden in den Brennstäben der alten KKW umgesetzt. Der Rest ist noch drin. Und weltweit werden Technologien entwickelt, diesen Schatz zu bergen.

Herzlich
Dein Sigismund

 

Prof. em. Dr. rer. nat. habil. Sigismund Kobe

  • 1971         Dr. rer. nat. (TU Dresden)
  • 1988        Dr. sc. nat. (TU Dresden)
  • 1991         Dr. rer. nat. habil. (TU Dresden)
  • 1992        Professor am Institut für Theoretische Physik, TU Dresden
  • 2006       Emeritierung

 

6. Januar 2022

https://jean-puetz.net/ein-bedeutender-professor-der-physik-kritisiert-die-derzeit-existieren-plaene-die-deutsche-energieversorgung-auf-regenerativ-umzustellen