Wissenschaftlich belegt: Der aktuell gültige Windatlas Baden-Württemberg weist um bis zu 30 Prozent überhöhte Ertragsprognosen aus

Der häufigste Betriebszustand aller Windanlagen in Baden-Württemberg ist der leistungslose Stillstand. Der aktuell gültige Windatlas Baden-Württemberg 2019 weist um bis zu 30 Prozent überhöhte Ertragsprognosen aus!

Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler Prof. Dr. Michael Thorwart, Dr. Detlef Ahlborn und Dipl.-Ing. Jörg Saur, die den den Windatlas Baden-Württemberg 2019 einer fachlichen Überprüfung anhand realer Messwerte und öffentlich verfügbarer Daten unterzogen.

Der Windatlas Baden-Württemberg 2019 stellt die Planungsgrundlage für den Ausbau der Windenergienutzung in Baden-Württemberg dar. Darin werden detaillierte, ortsgenaue Daten zur mittleren gekappten Windleistungsdichte („Kappgeschwindigkeit“) und zu Ertragsprognosen als Ergebnis einer Modellsimulation der Landesverwaltung zur Verfügung gestellt.

Die Wissenschaftler verglichen Ertragsprognosen des Windatlas 2019 mit bekannten Ertragsdaten bestehender Windanlagen und konnten beweisen, dass die im Windatlas prognostizierten Erträge von Windanlagen in Baden-Württemberg um etwa 30 % überhöht sind.

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass bereits bestehende Windanlagen in Baden-Württemberg nicht die geforderte Vorgabe einer mittleren gekappten Windleistungsdichte von 215 Watt pro Quadratmeter (eigens festgelegter Wert des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg) erreichen, der bei aktuellen und künftigen Projekten die Schwelle zur Wirtschaftlichkeit sein soll.

Sogar deutlich höher als die vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg definierte Mindestwindleistungsdichte von 215 W/m2 ist die vom Bundesverband Windenergie in dem Gutachten „Flächenpotenziale der Windenergie an Land 2022″ geforderte Untergrenze. Als geeignete Gebiete zur Windenergienutzung werden hier Standorte mit einer Windgeschwindigkeit oberhalb von 6,5 m/s als wesentliche Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen genannt. Dies entspricht ungefähr einer Mindestwindleistungsdichte von 310 W/m2. Diese wird in Baden-Württemberg an fast keinem Standort erreicht.

Reale Daten zeigen: Die bestehenden Windanlagen in Baden-Württemberg liegen in den meisten Fällen unter den anvisierten 60 % des Referenzertrags, viele Anlagen hätten somit gar nicht erst genehmigt werden dürfen! Der Auslastungsgrad der Anlagen bewegt sich (teils deutlich) unter 25 %. Auf der Basis von öffentlich verfügbaren Daten des Deutschen Wetterdienstes konnten die Wissenschaftler mit Weibull-Verteilungen der Windgeschwindigkeiten an verschiedenen Windmessstationen in der Nähe bestehender Anlagen mathematisch nachweisen, dass der häufigste Betriebszustand aller Windanlagen in Baden-Württemberg der leistungslose Stillstand ist.

Seriöse Ertragsprognosen anhand des Windatlas Baden-Württemberg 2019 scheinen daher nicht möglich. Die aktuell gültige Planungsgrundlage für den Ausbau der Windenergienutzung in Baden-Württemberg ist in Frage zu stellen.

Das wissenschaftliche Team des Springer Fachbuchverlages hat die Richtigkeit der Studie bestätigt (Peer Review).

Hier der Link zu „Der Windatlas Baden-Württemberg 2019 im Realitätscheck“.