Windanlagen in der Natur bedrohen wildlebende Tiere in ihren Habitaten und Rückzugsräumen, hier ein erschlagener Vogel (die Rotorspitzen erreichen Geschwindigkeiten von über 300 km/h)

Windanlagen im Wald: Eine Gefahr für Wildtiere und die Natur

Das Jagdmagazin PIRSCH hat einen lesenswerten Artikel zu dem Einfluss von Windanlagen auf die Tierwelt veröffentlicht, hier der Link zum Artikel „Windkraft und Wildtiere: Ein grünes Dilemma“.

 

Auszüge daraus:

„Einer meiner Hochsitze steht an einer kleinen Stilllegungsfläche meines Reviers, dort will ich es auf ein Stück Rehwild versuchen. Der Wind geht stramm Richtung Osten, und die zahlreichen Windkraftanlagen um mich herum stehen ordentlich unter Zug. Die Rotorblätter zerschneiden die Luft und ihr Rauschen ist weithin wahrnehmbar. Ich habe mich daran gewöhnt, die ersten Anlagen stehen nun schon über 20 Jahre hier. (…)

Der Gewinnung des benötigten Stroms stehen aber auch diverse Konsequenzen gegenüber. Denn Windkraft hat nicht nur aus landschaftsästhetischer Sicht Folgen. Es werden Flächen verbraucht, Lebensräume zerschnitten und Tierpopulationen beeinflusst. (…)

Es ist nicht zu übersehen, dass Fledermäuse zu den Verlierern dieser Entwicklung zählen. Untersuchungen zeigen, dass an jeder Anlage in der Hauptflugzeit bis zu 35 Tiere pro Monat verenden. Man geht in Deutschland davon aus, dass jährlich über 200.000 dieser Tiere durch Rotorblätter ihr Leben lassen (Voigt et al. 2022). Das Sterben dieser unter strengem Schutz stehenden Tiere ist nicht nur für die Arten selber problematisch. Denn das Fehlen der Fledermäuse hinterlässt eine Lücke im Ökosystem. Betroffen sind in erster Linie Offenraumjäger wie der Große Abendsegler. Nur ein Teil der Opfer stirbt durch den direkten Kontakt mit den Rotorblättern. Ein weiteres Problem ist das sogenannte Barotrauma, bei dem man die Tiere scheinbar unversehrt am Boden vorfindet. Dieses Phänomen tritt auf, wenn die Fledermäuse den Rotorblättern zu nahe kommen und der entstehende Druckunterschied die Lunge und Gefäße tödlich verletzt. (…)

Ähnlich problematisch sind die Anlagen für Vögel. Dabei unterscheidet man zwischen direkter und indirekter Wirkung. Die direkten Folgen sind offensichtlich. Allein bis zu 12.000 Greifvögel verlieren in Deutschland ihr Leben, indem sie von den Rotorblättern erschlagen bzw. zerteilt werden. (…)

Als besonders empfindlich gegenüber Windkraftanlagen stellten sich in diesbezüglichen Studien Auerhühner heraus. Die Tiere wiesen eine herabgesetzte Nutzung der Lebensräume bis zu einer Entfernung von 650 m auf (Coppes et al. 2020). Bei besenderten Tieren ließ sich dies sogar bis zu einer Distanz von 865 m belegen. Neben der Meidung machen Verhaltensuntersuchungen grundsätzlich deutlich, dass sensible Arten in Bereichen von Windkraftanlagen ein reduziertes Komfortverhalten aufweisen. Dies darf als ein Indikator für Stress gewertet werden. (…)

Vergleichbares gilt fürs Rotwild. Um einen Hinweis auf die Stressbelastung zu gewinnen, setzt man die Zeit, die für das Sichern aufgewendet wird, ins Verhältnis zu allen anderen Verhaltensweisen. Beträgt diese Zeit anteilig bis zu 10 %, entspricht dies dem Normalzustand bzw. einer geringen bis moderaten Störung. Erhöht sich dieser Wert aber auf 20 oder gar 30 %, ist der Störungsdruck zu groß. Gerade in der Bauphase der Anlagen ergibt sich eine erhöhte Belastung für die Stücke. Es ist zu beobachten, dass eine Habituation (Gewöhnung) an die Anlagen nach etwa einem Jahr eintritt. Das entstehende Wegesystem für die Betreuung der Anlagen hat einen erhöhten Besucherdruck zur Folge und ist im Revier im Vergleich zu vorher ein bleibender Unruheherd. (…)

Erstaunlicherweise erzeugte ein sehr großer Windpark im Lebensraum bei den Rehen eine höhere Stressbelastung als ein Lebensraum mit der dauerhaften Anwesenheit von Wölfen!“

 

Quelle: PIRSCH vom 16. Februar 2024, Autor Dr. Konstantin Börner