Wald- und Naturzerstörungen durch den Bau einer Windanlage, das tiefe Stahlbeton-Fundament versiegelt den vormals durchlässigen Waldboden komplett, Regenwasser kann nicht mehr einsickern.

Windanlagen im Wald erhöhen die Hochwassergefahr in Baden-Baden

Dr. rer. nat. Anton Hammer war von 1982 bis 2006 Leitender Stadtforstdirektor und ist seitdem Naturschutzbeauftragter der Stadt Baden-Baden mit dem größten Stadtwald Baden-Württembergs. In Ergänzung zu dem Artikel „Naturschutzethiker Dr. Wolfgang Epple kritisiert Windkraft-Pläne im Staatswald: Aufreißen des Waldes hat verheerende Folgen“ (Badisches Tagblatt, 14.1.2022) weist er auf eine weitere Gefahr hin und hat den folgenden Appell verfasst:

 

Wald schützt versus Windkraft nützt

Der BT-Artikel „Naturschutzethiker Dr. Wolfgang Epple kritisiert Windkraft-Pläne im Staatswald: Aufreißen des Waldes hat verheerende Folgen“ beleuchtet richtigerweise die Problematik einer möglichen Umwandlung insbesondere des Staatswaldes in eine Industrielandschaft zur Windenergienutzung. Aus lokaler Sicht möchte ich den Artikel um einen weiteren wichtigen Aspekt ergänzen:

Baden-Baden wurde 1998 von einem sogenannten Jahrhunderthochwasser heimgesucht. Ich trug damals die Verantwortung für den Badener Wald und war in jener Nacht im Krisenstab mit den Sofortmaßnahmen und dem Management der Notsituation befasst. Die Schäden waren groß aber nicht vergleichbar mit den jüngsten Schäden im Ahrtal. Mit ein Grund für die im Vergleich geringeren Schäden war wohl die intakte Waldbedeckung der Schwarzwaldhänge rund um Baden-Baden. Erst als nach tagelangen Regenfällen die Pufferkapazität der Wälder erschöpft war, ergoss sich das Regenwasser über die Bäche und vor allem auch über die Waldwege zu Tal in die Stadt. Eine Reihe an Waldwegen wurden zu reißenden Bächen und verwandelten sich in Hohlwege.

Hätten wir damals statt unserer geschlungenen und dem natürlichen Relief angepassten Wege, die den Wasserabfluss bremsten, breite Wegetrassen mit geringen Kurvenradien gehabt – so wie dies für eine Erschließung des Waldes für Windenergieanlagen in Berglage meist erforderlich ist – wäre der Wassertransport zu Tale wesentlich schneller und radikaler erfolgt. Zusätzlich wären die Erosionsschäden aufgrund der hohen Böschungen solcher Wege enorm gewesen. Das heißt die Hochwasserschäden in der Stadt Baden-Baden wären wesentlich radikaler ausgefallen.

Ich empfehle daher dringend, den Wald an den Westhängen des Schwarzwaldes geschlossen zu halten und – nicht zuletzt auch aus Gründen des Artenschutzes und der Erholungsfunktion – von einer Windenergienutzung Abstand zu nehmen. Der Wald ist im Übrigen das letzte Refugium für viele wildlebende Tiere und Pflanzen, nachdem die landwirtschaftliche Fläche weitgehend denaturiert ist.

Der Klimawandel wird kommen, weil er durch die Maßnahmen Deutschlands nur unwesentlich beeinflussbar ist. Mit ihm kommen stärkere Niederschläge. Schützen wir den Wald und schützen wir damit unsere Natur und letztlich uns selbst!

Dr. rer. nat. Anton Hammer
Leitender Stadtforstdirektor i.R.