Prof. Dr. Fritz Vahrenholt (Foto von Günther Schwering)

Prof. Dr. Fritz Vahrenholt / Februar 2023: Stromknappheiten in Sicht

Wir freuen uns sehr, dass wir seit November 2022 den monatlichen Newsletter von Prof. Dr. Fritz Vahrenholt zu aktuellen energiepolitischen Themen auf unserer Website veröffentlichen dürfen.

Fritz Vahrenholt (* 8. Mai 1949 in Gelsenkirchen-Buer) ist ein deutscher Politiker (SPD), Manager, Wissenschaftler und Buchautor. Er war von 1991 bis 1997 Umweltsenator in Hamburg, danach ging er als Vorstand in Unternehmen der Erneuerbaren-Energien-Branche und war von 2012 bis 2019 Alleinvorstand der Deutschen Wildtier-Stiftung. 1998 wurde er zum Honorarprofessor im Fachbereich Chemie der Universität Hamburg ernannt. Seine autorisierte Biografie finden Sie hier.

Frühere Newsletter von Prof. Dr. Vahrenholt sowie weitere Informationen zu aktuellen Energie- und Klimathemen gibt es auf klimanachrichten.de.

 

Fritz-Vahrenholt-Newsletter Februar 2023: Stromknappheiten in Sicht

Die mehrjährige LaNina-Periode ist zu Ende. Daher ist in der nächsten Zeit global mit leicht ansteigenden Temperaturen zu rechnen. Im Februar ist die Abweichung der globalen Temperatur vom 30-jährigen Mittel der satellitengestützten Messungen der University of Alabama (UAH) leicht angestiegen, und zwar auf 0,08 Grad Celsius (siehe Grafik oben). Der Temperaturanstieg beträgt im Durchschnitt pro Jahrzehnt seit 1979 lediglich 0,13 Grad Celsius.

 

Trotz drohender Stromknappheit: Bundesregierung setzt auf mehr Stromverbrauch

Die Gaspreise sind in den letzten Monaten deutlich gesunken und betragen „nur noch“ etwa das Doppelte des Jahres 2021. Aber die Strompreise bleiben etwa viermal so hoch wie vor der Energiekrise Anfang 2021. Während Strom Anfang 2021 bei 4,5 €ct/kWh an der Börse gehandelt wurde, pendelt der Preis zur Zeit um 15 €ct/kwh. (s. Abb. unten). Entspannung ist nicht in Sicht, denn am 15.4. gehen drei Kernkraftwerke vom Netz und im April 2024 sollen 7.000 MW Kohlekraftwerke ihren Dienst einstellen. Es ist völlig schleierhaft, wie dieser Engpass überwunden werden kann. Von den für den 1. Februar ausgeschriebenen 3.200 MW Windenergie wurden nur 1.441 MW bewilligt, obwohl die Einspeisevergütung um 25 % auf 7,35 €ct/kwh erhöht worden war. MW Wind ist im übrigen nicht mit MW Kohle- oder Kernkraft zu vergleichen. Ein MW Wind liefert über das Jahr gerechnet nur etwa ein Viertel des Stroms von einem MW Kohle- oder Kernkraftwerk. An etwa 140 Tagen fallen Windkraftwerke in Deutschland als Stromlieferant völlig aus. Ihre Stromerzeugung liegt dann zwischen Null und 10 %. Die für diese Flauten notwendigen 30.000 MW Gaskraftwerke – dies fordert auch Stefan Kapferer, Vorstandsvorsitzender des Netzbetreibers 50 Hertz – sind Wunschdenken einer Regierung, die in den letzten Monaten mit Gasumlage, Gaspreisbremse und Gewinnabschöpfung bei der Stromerzeugung gezeigt hat, dass sie nicht in der Lage ist, verlässliche Rahmenbedingungen für Investoren zu schaffen. Während also die Bundesregierung 40 neue Gaskraftwerke bauen lassen will, dreht sie den Bürgern den Gashahn zu.

Bürgerfeindlicher als Wirtschaftsminister Habeck kann man eigentlich nicht auftreten. Er kündigte an, bereits ab 2024 neue Gas- und Ölheizungen verbieten zu wollen und das Höchstalter von Gasheizugen auf 30 Jahre zu begrenzen. Als er dann den shit-storm entrüsteter Bürger bemerkte, räumte er ein, dass eine kaputte Heizung noch für drei Jahre durch eine Gasheizung ersetzt werden könne, dann aber spätestens durch eine Wärmepumpe, Stromheizung oder Pelletheizung ersetzt werden müsse. Eine Heizung, die in 2024 oder 2025 kaputtgeht, durch eine Gasheizung für drei Jahre zu ersetzen, ist ziemlich lebensfern.

Die Bürger haben schon genug zu kämpfen mit erhöhten Strompreisen und da fordert der Wirtschaftsminister ausgerechnet den Umbau des Gas-/Ölheizungssystems auf Strom. Parallel erklärt der grüne Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, dass wegen drohender Stromknappheit die Stromanschlüsse für E-Autos und für Wärmepumpen abstellbar gemacht werden sollen, so dass für drei Stunden der Strom für E-Autos oder Wärmepumpen gekappt werden kann.

Jeder weiß, das eine Gasheizung relativ einfach durch eine Niedertemperaturheizung einer Wärmepumpe ersetzt werden kann, wenn eine Fussbodenheizung vorhanden ist. Wo das nicht der Fall ist, entsteht ein riesiger Investitionsbedarf. Wir wissen auch, dass eine Wärmepumpe 2,5 mal energieeffizienter als eine Erdgasheizung ist. Aber wie sieht die Rechnung aus, wenn Strom dreimal so teuer ist wie Erdgas? Und wenn der Strom in Dunkelflauten durch Erdgas oder Kohle erzeugt wird, ist die positive Ökobilanz dahin.

Was haben pakistanische Kohlekraftwerke mit Deutschland zu tun?

Im Sommer 2022 zögerte der Bundeswirtschaftsminister die Entscheidung, Kohlekraftwerke zu reaktivieren bis in den Herbst hinaus. Es war zwar offensichtlich, dass es geboten war, so früh wie möglich Gaskraftwerke durch Kohlekraftwerke zu ersetzen, aber er liess die Gaskraftwerke weiterlaufen und kaufte Gas auf den Weltmärkten zu Höchstpreisen ein, was die Gaspreise auf den Weltmärkten explodieren liess. Dieser Preisdruck wird wieder entstehen, wenn Deutschland das geplante massive Gaskraftwerksprogramm realisieren wird. Andere Staaten haben daraus Konsequenzen gezogen. Pakistan hat sein Gaskraftwerksprogramm eingestampft und hat beschlossen, 10.000 MW Kohlekraftwerke zu bauen. China hat kürzlich bekanntgegeben, dass es weitere 106.000 MW Kohlekraftwerke baut und den geplanten Ersatz von Kohlekraftwerken durch Gaskraftwerke verlangsamt. Deutschland und Europa ersetzen Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke und Pakistan und China bauen Kohlekraftwerke statt Gaskraftwerke. Eine sehr „erfolgreiche“ Transformationspolitik!

 

„Die grosse Energiekrise“

Mein neues Buch wurde am 17.2.2023 gemeinsam mit Otto Schily der Öffentlichkeit (120.000 Aufrufe bei Tichys Einblick) vorgestellt. Obwohl weder die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten noch „Die Zeit“, die SZ, der Spiegel oder die FAZ auch nur ein Wort darüber verloren, schaffte es das Buch auf die Spiegelbestsellerliste Sachbuch/Paperback (diese Woche Platz 9). Geholfen haben bei der Verbreitung Sendungen von Bild.TV (130.000 Aufrufe) und Schuler! (111.000 Aufrufe) und viele soziale Medien. Meine Bitte an diesen Leserkreis ist, dass Sie in Ihrem Bekanntenkreis auf das Buch aufmerksam machen. Wenn es Erfolg hat, können die darin enthaltenen Gedanken nicht unter dem Deckel gehalten werden.

Wer ein signiertes Exemplar erwerben möchte, den bitte ich, sich per e-mail an service@parlamentsbuchhandlung.de zu wenden. Ich habe dort zahlreiche Exemplare signiert, die von der Parlamentsbuchhandlung vertrieben werden und ab Mittwoch verschickt werden können. Ansprechpartner Hans-Peter Lenz 030/22489544.

Mit den besten Wünschen
Ihr
Fritz Vahrenholt