Die Problematik der deutschen Energiewende am Beispiel eines Bäckers
Heute möchten wir Ihnen eine kleine Geschichte erzählen… Sie handelt von einem Bäcker in einem saarländischen Dorf, direkt an der französischen Grenze. Auf geht’s.
In unserem kleinen Dorf arbeitet genau ein Bäcker, der jeden Morgen Brötchen für das Dorf backt. Die Nachfrage liegt gleichbleibend bei 100 Brötchen pro Tag. Die Versorgung könnte man also sicherstellen, wenn unser Bäcker auch 100 Brötchen pro Tag backen würde. Unser Bäcker ist aber ein grüner Bäcker. Er besteht darauf, dass der Strom für seine Bäckerei von dem Windrad in seinem Garten geliefert wird. Er backt genau so viele Brötchen, wie er eben Strom an dem entsprechenden Tag hat. Natürlich hat man im Ortschaftsrat schon versucht, mit ihm hierüber zu reden, aber da war nichts zu machen. Er ist überzeugt davon, dass von dem kleinen Dorf aus die Welt gerettet wird. Und viele Ortschaftsratsmitglieder und der Herausgeber der kleinen Ortszeitung kleben an seinen Lippen.
Und so ist es dann eben so, dass er am ersten Tag 200 Brötchen backt, am zweiten Tag 50 Stück. Am dritten Tag bleibt die Backstube geschlossen, weil der Wind nicht weht und er keinen Strom hat. Für den Ortschaftsrat bedeutet dies nicht wenig Aufwand, um die Versorgung mit 100 Brötchen sicherzustellen. Am ersten Tag ist dies natürlich problemlos möglich. Man hat statt 100 Brötchen sogar 200 und die Unterstützer des Bäckers im Ortschaftsrat und der Herausgeber der Ortszeitung jubeln an diesen Tagen, wie toll das Dorf durch den Bäcker versorgt werden kann. Dass an diesem Tag 100 Brötchen weggeworfen werden müssen, sagt man eher ungern. Auch für den Bäcker ist dies kein Problem, denn seine Unterstützer im Ortschaftsrat haben durchgesetzt, dass er diese bezahlt bekommt, als hätte er sie verkauft.
An den Tagen 2 und 3 fehlen dem Ort dann 50 bzw. 100 Brötchen, also macht sich ein Vertreter des Ortschaftsrats, Herr Vernunft, immer früh auf den Weg zu einer Bäckerei im französischen Nachbardorf – in der Hoffnung, dass diese ihm die fehlenden Brötchen verkaufen könne. Früher hatte die französische Bäckerei immer genug Brötchen für ihn gehabt. In diesem Jahr kam er aber oft mit leeren Händen zurück, weil man dort keine mehr übrig hatte. Dann haben die Freunde des Bäckers laut auf die Franzosen geschimpft, weil man sich auf sie nicht verlassen könne. Natürlich hat Herr Vernunft öfter versucht, im Ortschaftsrat zu diskutieren, dass man selbst eine tägliche Produktion von 100 Brötchen sicherstellen müsse, aber er wurde immer wieder von den Freunden des Bäckers niedergebrüllt. In der Dorfzeitung kamen dann am Folgetag immer sehr unangenehme Berichte über ihn, dass er sich der historischen Rettung der Welt durch das Dorf entgegenstellen würde. Um nicht stets als Schurke dazustehen, nahm sich Herr Vernunft deshalb vor, das Thema nicht mehr anzusprechen.
So einigte man sich im Ortschaftsrat darauf, ein zusätzliches Windrad in den Garten des Bäckers hinter das erste aufzustellen. Der Dorfkämmerer rümpfte hierüber zwar die Nase, schließlich sind Windräder in der Zwischenzeit sehr teuer geworden und die Stromausbeute war enttäuschend. Aber was sind schon wirtschaftliche Bedenken, wenn das Dorf eine historische Mission zu erfüllen hat. So setzten die Freunde des Bäckers auch durch, dass den Ortsbewohnern alle Einspruchsmöglichkeiten genommen wurden, so dass das Windrad möglichst schnell aufgestellt werden konnte. Als Folge des neuen Windrads konnte unser Bäcker seine Produktion um 40 % steigern. So waren es nun am ersten Tag 280 statt 200 Brötchen. Die Dorfzeitung jubelte umso lauter, aber für das Dorf nahmen die Belastungen zu, da man dem Bäcker nun 180 statt 100 Brötchen ersetzen musste. Am Tag 2 produzierte der Bäcker 70 statt 50 Brötchen und am windstillen dritten Tag blieb die Backstube weiter geschlossen.
Und nach wie vor musste Herr Vernunft morgens nach Frankreich fahren, um die fehlenden Brötchen einzukaufen. Ein wenig bemitleidete man ihn dort. Besonders traurig wurde er aber immer dann, wenn er mit seinem Auto durch das Neubaugebiet fuhr, wo viele junge Leute aus dem Dorf ein neues Zuhause gefunden hatten, während sein Dorf vergreiste und zerfiel. Herr Vernunft hatte es inzwischen aufgegeben, die Missstände im Dorf anzusprechen.
Es war schon lange keine Diskussion mehr möglich, die Freunde des Bäckers fielen ihm sofort ins Wort. Sie gifteten ihn an, dass Ewiggestrige wie er sowohl bei dem Brötchenthema als auch bei vielen anderen Energiewende-Initiativen des Dorfes stets die boshaften Verhinderer gewesen seien und so die epochale Rettung der Welt durch das Dorf verhindert hätten. Herrn Vernunft wurden die ständigen Angriffe zu viel und so beschloss er, zu seinen Kindern und Enkeln in das französische Nachbardorf zu ziehen, welches weiter aufblühte und wo er sich fortan wohlfühlte. Sein altes Dorf hingegen ächzte immer mehr unter den finanziellen Belastungen – es vergreiste und zerfiel immer mehr. Die verbliebenen alten grünen Männer dort blieben aber bis zu ihrem letzten Atemzug, überzeugt davon, auf der richtigen Seite der Geschichte gestanden zu haben aber boshaft von üblen Mächten ausgebremst worden zu sein.
Hier endet nun die Geschichte. Natürlich sind jedwede Ähnlichkeiten zu Vorgängen im realen Leben rein zufällig.
Wir danken Herrn Dr. Christoph Canne für diese nachdenklich stimmende Anekdote, die eines der ungelösten Hauptprobleme eines einseitig auf Wind und Sonne ausgerichteten Energiesystems beschreibt. Folgen Sie Dr. Christoph Canne gerne auf Twitter, seine Beiträge zur Energiepolitik sind durchweg sehr lesenswert.