Sonnenuntergang über dem Murgtal im Nordschwarzwald

Ausbau der Windenergie: „Zerstörung der Natur hat gerade erst begonnen“ — „Schwarzwald wird nach Umwandlung in eine Energie-Industrie-Landschaft nicht mehr derselbe sein“

Im Windenergieflächenbedarfsgesetz ist verankert, dass 2 Prozent der Fläche Deutschlands für die Windenergie bis 2032 auszuweisen sind. Als die Volksvertreter dieses Gesetz 2023 beschlossen haben, haben sie wahrscheinlich gedacht, 2 Prozent der Fläche ist nur sehr wenig und kann problemlos für die CO2-freie Erzeugung von elektrischer Energie mit Windkraftanlagen bereitgestellt werden. In der Folge sind nun die Regionalverbände dabei, diese 2 Prozent auszuweisen. Wenn man die Pläne genauer anschaut, wird klar, dass im Ergebnis zum Beispiel der Schwarzwald sehr engmaschig mit Windkraftanlagen überzogen wird. Der Schwarzwald wird nach Umwandlung in eine Energie-Industrie-Landschaft nicht mehr derselbe sein wie ehedem. Dabei wird auch deutlich werden, dass neben den 2 Prozent Standflächen erhebliche zusätzliche Flächen für die neuen Wege zu den Anlagen erforderlich sein werden. Darüber hinaus wird deutlich werden, dass eine Windenergieanlage Einfluss auf das Landschaftsbild aber auch die Ökologie des umgebenden Waldes haben wird. Eine Einflussnahme, die weit über die reine Standfläche hinausgeht.

Schaut man sich einmal die anderen Flächennutzungen an, so wird deutlich, welchen enormen Flächenverbrauch die Windkraftnutzung in Deutschland haben wird. Nach den Angaben des statistischen Bundesamtes sind zur Zeit 1,7 Prozent der Fläche von Gewerbe und Industrie genutzt. Dies bedeutet, durch die Windkraft wird noch einmal mehr als die Fläche der für Industrie und Gewerbe bereits heute schon genutzten Flächen in Anspruch genommen. Die gewerblich und industriell genutzte Fläche wird sich also mehr als verdoppeln. Ob sich dieser Relationen die Gesetzgeber, unsere Regierung, unsere Volksvertreter bewusst waren? Ob sich die Bürger, die angeblich mehrheitlich pro Windkraft eingestellt sind, bewusst sind, dass sie noch einmal dieselbe Gewerbefläche in unseren Wäldern etablieren? Interessant wäre hier sicherlich, eine Umfrage mit dieser Information vorher gestellt, bei der Bevölkerung zu machen.

Meines Erachtens werden dadurch der Schwarzwald, aber auch andere Mittelgebirge ihre Integrität verlieren. Umso einen fundamentalen Wandel von Naturgütern durch menschlichen Einfluss zu verhindern, wird anderenorts darüber nachgedacht – beziehungsweise es wurde auch schon entsprechend gehandelt – einzelne Naturphänomene mit einer Rechtspersönlichkeit auszustatten und sie so vor ihrer Zerstörung zu retten. Beispiele dafür sind viele Flüsse – vom Whanganui in Neuseeland bis hin zum Klamath in Kalifornien – die in den letzten Jahren als juristische Personen anerkannt wurden. Im Jahr 2018 verlieh der Oberste Gerichtshof Kolumbiens dem Amazonas – dem längsten Fluss der Welt – diesen Status. Wo bleiben die Jugendlichen, die solche Initiativen ergreifen würden, um ihre Zukunft und ihre Heimat wirkungsvoll zu schützen? Die alten weißen Männer und Frauen werden es nicht tun.

 

Dr. Anton Hammer
Baden-Baden